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So wollen Paderborner Schulen die Lockdown-Verlängerung angehen

Im ganzen Januar soll es keinen Präsenzunterricht geben. Mittlerweile haben die Schulen auch einige Erfahrung mit dem Lernen auf Distanz. Leicht ist es dennoch nicht.

In den allermeisten Klassen im Gymnasium Schloß Neuhaus werden die Stühle in den kommenden Wochen ungenutzt bleiben. Die CO2-Ampel ist nur für das Foto eingeschaltet. | © Gymnasium Schloß Neuhaus

Holger Kosbab
08.01.2021 | 08.01.2021, 14:18

Paderborn. Für den Rest des Monats ist Distanzlernen angesagt. Mit dieser Entscheidung sorgt NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer für eine zuletzt seltene Klarheit und Planungssicherheit. Soll es den sogenannten Hybridunterricht, das zeitgleiche Lernen von einigen Schülern in der Klasse und den anderen zu Hause doch nicht mehr geben. Klausuren werden nur in zwingenden Fällen in der Oberstufe (Q1 und Q2) geschrieben.

"Das beruhigt uns ungemein", sagt Eva Sprenger, Leiterin des Gymnasiums Schloß Neuhaus (GSN). Bilder wie noch vor den Weihnachtsferien, als die Klassen teilweise zur Hälfte voll waren, weil Eltern die Wahl hatten, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken oder nicht, wird es diesmal nicht geben. Es wird zwar eine Notbetreuung angeboten, doch hier rechnet sie mit deutlich weniger Schülern. Der Bedarf wird jetzt abgefragt. Im ersten Lockdown waren es drei bis vier Schüler aus den Klassen 5 und 6, für die es die Notbetreuung überhaupt gab.

"Es ist wichtig, um den Kontakt zu halten"

Was das Distanzlernen angeht, ist die Leiterin froh, dass das GSN unter den Testschulen für die Nutzung der Software Microsoft Teams war. Im Herbst wurde es in der Breite richtig eingeführt. "Vor den Weihnachtsferien konnten definitiv alle Schulen damit arbeiten", sagt Sprenger. Etwa in der Q2, die in Quarantäne war, habe das gut funktioniert und sei stabil gelaufen. Zur Hälfte des Distanzlernens werde mit der Schülervertretung und der Schulpflegschaft Zwischenbilanz ziehen.

Zur Lernstatt für das Brot-und-Butter-Geschäft beim Distanzlernen kommt auch in der Gesamtschule Elsen Microsoft Teams. Bei anderen Programmen habe es verschiedene Probleme gegeben, sagt Leiter Siegfried Martini. Teams diene vor allem dazu, die Schüler mindestens einmal in der Woche auch zu sehen, um neben der Bildung auch den sozialen Auftrag von Schule im Blick zu haben, betont Martini. "Es ist wichtig, um den Kontakt zu halten und zu fragen, wie es läuft."

Die erste Anfrage für einen Notbetreuungsplatz

Wie viel Notbetreuung bei ihm angefragt wird, kann Martini noch nicht sagen. Am Ende vor den Weihnachtsferien waren es unter zehn, im ersten Lockdown unter 20. Ein für ihn als Leiter einer Schule für gemeinsames Lernen wichtiger Passus sei der diesmal ausdrücklich erwähnte Förderbedarf für die inklusiven Schüler. Für sie müsse eine besondere Betreuung gestellt werden. "Die Eltern ließen ihre Kinder aber ohnehin eher zu Hause."

Für Grundschulen habe sich kaum etwas geändert, sagt Maxi Brautmeier-Ulrich, Sprecherin der Grundschulen in Paderborn und Leiterin der Grundschule Sande. Auch jetzt gebe es keine Ausschlusskriterien dafür, ob Eltern ihre Kinder zur Notbetreuung schicken. Schon am Sonntagabend hatte sie eine erste Anfrage von einer Mutter, ob sie ihr Kind schicken könnte. Sie erwartet fünf Kinder pro Klasse, das wären insgesamt rund 50: So viele waren auch im Frühjahrs-Lockdown in der Notbetreuung. Im Laufe der Wochen rechnet die Schulleiterin mit einer Zunahme.

"Das ist für mich eine Form von Unterricht"

Die Notbetreuung diene "dazu, jenen Schülerinnen und Schülern, die beim Distanzunterricht im häuslichen Umfeld ohne Betreuung Probleme bekämen, die Erledigung ihrer Aufgaben in der Schule unter Aufsicht zu ermöglichen", heißt es in der jüngsten Schulmail des NRW-Schulministeriums. "Das ist für mich eine Form von Unterricht", sagt Brautmeier-Ulrich, auch wenn offiziell kein regulärer Unterricht sei. Distanzlernen selbst sei an Grundschulen schwierig.

Mittlerweile hätten die Schulen jedoch Erfahrung damit, wie es funktionieren kann, also welche Aufgabentypen und Lern-Apps sich anbieten. Für jede Lerngruppe gebe es einmal in der Woche eine Videokonferenz, an den anderen Tagen würden Aufgaben bearbeitet. Zudem trete man mit den Schülern per E-Mail in Kontakt. Glücklicherweise müssten nur noch ganz vereinzelt Kinder ohne jegliche technische Hilfsmittel auskommen.

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Eingeschränkter Pandemiebetrieb in Kitas

Auch in der Kinderbetreuung wird es eine Notbetreuung geben. Wer Betreuung benötige, der melde sich bei seiner Einrichtung oder Tagesmutter, teilt Jens Reinhardt, Sprecher der Stadt Paderborn auf nw.de-Anfrage mit. Die Kitas seien nicht geschlossen, sondern einen "eingeschränkten Pandemiebetrieb". Zugleich appelliere Familienminister Joachim Stamp, die Kinder selbst zu betreuen, wofür es zehn Urlaubstage pro Elternteil zusätzlich gebe.

Allerdings reduziere sich der Betreuungsumfang um jeweils zehn Stunden gegenüber der ursprünglichen Buchung. Damit verbunden sei die Frage nach der parallelen Reduzierung der Elternbeiträge, wozu aktuell noch Gespräche geführt würden, so Reinhardt. Zwischen den kommunalen Spitzenverbänden und der Landesregierung wurde dazu heute vorläufig vereinbart, dass für Januar keine Elternbeiträge erhoben werden und dies mit der Erhebung der kommenden Beiträgen ab Februar verrechnet werden sollen.

Das Land würde davon 50 Prozent der Kosten übernehmen. Der zuständige Dezernent Wolfgang Walter und Bürgermeister Michael Dreier gingen davon aus, "dass die Stadt dabei ebenso verfahren werde, wie im letzten Jahr und ebenfalls 50 Prozent der Kosten übernehme. Einen entsprechenden Vorschlag werde die Verwaltung dem Rat zur nächsten Sitzung vorlegen.